Der Übergang nach Bolivien verläuft problemlos. Das war bisher der schnellste Grenzübergang, den wir hatten. Pass vorgezeigt, Stempel rein und fertig. Es wurden zum ersten Mal keine lästigen Fragen gestellt, warum seid ihr da, wie lange bleibt ihr, wo wohnt ihr, was macht ihr, etc… Nur für die Amerikaner in unserem Bus ging es nicht so einfach. Sie benötigen für die Einreise ein Visum und müssen 200 $ dafür bezahlen. Und weil ihre Dollar-Scheine nicht neu waren, wurden ihre Scheine nicht akzeptiert und sie mussten nochmal zum Bankautomaten und „neue“ Scheine besorgen. Amerikaner scheinen nicht so beliebt in Bolivien zu sein. Und dann stehen wir auf bolivianischem Boden am Titicacasee. Das Land, auf das ich mich schon so lange gefreut habe. Das letzte Mal war ich vor 8 Jahren hier und habe in La Paz gelebt und gearbeitet. Ich bin gespannt wie es sein wird, einfach nur als Tourist hier zu sein. Und ich freie mich darauf, Tobi „mein“ Land und vor allem La Paz zu zeigen.
Nach einer kurzen Mittagspause in Copacabana am Titicacasee geht die Fahrt weiter Richtung La Paz. Nach ca. 2 Stunden erreichen wir El Alto. Ich warte auf die Stelle, wenn man von El Alto hinunter fährt und dann La Paz vor einem liegt. Ich zeige ganz aufgeregt Tobi die Stelle und finde den Anblick immer wieder faszinierend und beeindruckend. Ein großer Teil der Stadt liegt in einem extrem steilen Tal auf einer Höhe von etwa 3600m und die Häuschen liegen an den Hängen und ziehen sich bis über die Kante nach El Alto. Am Busbahnhof angekommen, nehmen wir ein Taxi zu unserem Gästehaus „Landescape“ im Stadtteil Sopocachi. Von unsere Dachterrasse aus haben wir einen tollen Blick über La Paz und sehen den schneebedeckten Hausberg „Illimani“. Am Abend gibt es gleich noch eine Tasse frisch gebrühten Coca-Tee gegen die Kopfschmerzen wegen der Höhe.
Am nächsten Tag zeige ich Tobi die Stadt. Vieles hat sich verändert, die Markthalle befindet sich jetzt nicht mehr im Freien, sondern in einem Betongebäude, alles ist etwas teurer geworden, da wo früher die Fleece-Jacken genäht wurden, befinden sich jetzt Outdoor-Läden, etc. Und La Paz hat jetzt auch seit neustem eine Gondel, die von der Stadtmitte nach El Alto führt. Wie nach kolumbianischem Beispiel (Medellin) soll mit der Gondel einerseits die Armenviertel mit dem Stadtzentrum besser verbunden werden, aber auch andererseits der chaotische und hektische Verkehr im Zentrum entzerrt werden. Vieles hat sich auch nicht verändert: Es ist laut und chaotisch, an jeder Ecke wird gehupt, Cholitas mit ihren bunten Röcken sind überall zu sehen, leckeres Straßenessen, Gerüche aus allen Ecken, Getränke werden aus Tüten getrunken, etc. Und es gibt immer noch den absolut leckeren frisch gepresste O-Saft, den man von Straßenverkäufern an allen Straßenecken kaufen kann:-) Die schönste Beschäftigung ist für uns einfach auf die Treppen des „Plaza San Francisco“ zu sitzen und Leute zu beobachten. Hier kann man es Stunden aushalten. La Paz ist nicht schön, aber total einzigartig. Ich fühle mich gleich wieder heimisch hier.
Am nächsten Tag wollen Tobi und ich die „Feria“ in El Alto besuchen. Die Feria ist ein Markt, bei dem wirklich alles verkauft wird, wie z.B. Altkleider, alte Computerplatinen, Tiere, gefälschte DVDs, etc. Wir wollten die Gelegenheit nutzen und auch gleich die neue Gondel ausprobieren. Als wir an der Gondel ankommen, gibt es eine riesen Warteschlange. Die Wartezeit war bestimmt über zwei Stunde, nur um mit der Gondel ca. 3 Minuten nach El Alto zu fahren. Aber die Leute haben geduldig angestanden. Uns war es zu blöd und wir haben einfach den Bus genommen. Wir können die Gondel auch noch an einem anderen Tag ausprobieren. Wir haben dann den ganzen Sonntag auf der Feria verbracht, Kleinigkeiten eingekauft und lecker gegessen. Tobi kam aus dem Staunen nicht mehr hinaus, was man hier alles kaufen kann und welcher Schrott noch verkauft wird. Am Ende hat er sich dann einen Zweifachstecker gekauft, nach dem er anscheinend schon auf der ganzen Reise gesucht hat:-)
Die nächsten Tage waren dann ausgefüllt mit dem Besuch meiner Capoeira Gruppe, Besuch der Fundación Arco Iris und meines damaligen Projektes, waren im Moon-Valley und der Zona Sur (hier leben die etwas Reicheren). Und wir haben uns für die kälteren Tage eingedeckt. Unser Ergebnis nach einem Einkaufsvormittag: 2 Daunenjacken, Mützen, Schals, Handschuhe, Alpaca-Pulli und eine Fleecejacke. Diese Dinge kann man hier total billig in der „Sarganaga“ (Touristraße) kaufen. Unsere „echten“ Marmot-Daunenjacken waren ein Schnäppchen und wir haben sie nach hartem Verhandeln für 30 € bekommen. Sie müssen halt bis Neuseeland durchhalten, danach werden sie wieder entsorgt.
An einem Nachmittag haben wir uns dann noch mit dem Padre im Café Arco Iris getroffen. Er hat sich ganz spontan Zeit für uns genommen, was mich total gefreut hat. Wir haben bisschen über die Fundación geplaudert und Tobi konnte den Padre kennenlernen. Tobi wurde nämlich damals vom Padre in Seedorf getauft.
Und natürlich haben wir das WM-Viertelfinale gegen Frankreich angeschaut. Zu der Zeit waren in unserem Gästehaus 6 Franzosen und wir beide. Wir haben uns dann schon auf ein Duell vor dem Fernsehen eingestellt, aber sie haben das Spiel dann doch irgendwo anders geschaut. So haben wir dann das Spiel zu Zweit auf dem Sofa mit Bier (Tobi) und Coca Tee (Steffi) angeschaut.
Wir grüßen aus Steffi´s „alten“ Heimat
Tobi & Steffi
Cooooool!!!