Es geht weiter in Richtung Bolivien. Wir entscheiden uns für den Grenzübergang bei Puno am Titicacasee. Am Abend zuvor lese ich noch im Reiseführer und in Reiseberichten anderer Reisenden über die Stadt Puno, die auf der peruanischen Seite am Titicacasee liegt. Die Stadt an sich wird nicht als sonderlich schön beschrieben und wir beschließen, nur eine Nacht dort zu verbringen und am nächsten Tag nach Bolivien weiter zu fahren. Ich möchte ja endlich so schnell wie möglich nach Bolivien und kann es kaum mehr erwarten. Wir gehen also mittags zum Busbahnhof in Arequipa und nehmen den nächsten Bus nach Puno. Es ist ein Doppeldecker-Bus und das Busunternehmen hat uns die zwei Sitze ganz vorne an der Fensterfront im 2. Stock zugeteilt. Wir kommen uns erst bisschen blöd im Bus vor, da wir die einzigen Touristen sind und dann noch ganz vorne sitzen. Aber im nachhinein waren wir froh über unsere „VIP Plätze“. Die Fahrt nach Puno (ca. 6 Stunden) war bis jetzt landschaftlich das Schönste, was wir gesehen haben. Über Berge rauf und runter, an Seen vorbei, kargen und rauen Landschaften, unbeschreiblich schön. Auf dieser Fahrt haben wir auch ein paar Höhenmeter gemacht:-) Tobi ist später im Hotel die Fahrt bei Google Maps nachgefahren und hat herausgefunden, dass unser höchster Punkt bei einem Bahnhof auf ca. 4500m war. Da bleibt einem die Luft weg und besonders Tobi hat die Höhe zu schaffen gemacht. Immer wenn wir wieder höher waren, hatte er Kopfschmerzen und es war im leicht schwindelig. Waren wir tiefer, waren die Symptome wieder weg. Auch ich hatte immer leicht Kopfschmerzen. Abends im Busbahnhof in Puno angekommen, wollte uns jeder eine Weiterfahrt nach Bolivien verkaufen. Da wir ja am nächsten Tag gleich weiter wollten, haben wir das Angebot einer netten Dame angenommen, zu deren Busunternehmen auch ein Hotel gehörte zu dem man kostenlos mit dem Taxi gebracht und am nächsten Tag wieder abgeholt wird. Und damit hatten wir das große Los gezogen. Wir hatten ein tolles Hotelzimmer sogar mit einem eigenem Bad und warmer Dusche (was bei unseren Unterkünften nicht immer der Fall ist:-)), für einen Preis, den wir erst gar nicht glauben konnten. Wir haben das Hotel dann gegoogelt und gesehen, dass die Preise eigentlich 4-fach so hoch sind, wie das was wir bezahlen. Wo war hier der Haken an der Geschichte? Wir haben zum Glück bis zum Schluss keinen Haken gefunden und einfach mal ein Schnäppchen gemacht:-) Wir haben dann schnell bezahlt, dass sie es sich nicht doch noch anders überlegen.
Wir sind dann noch am Abend kurz in die Stadt um was zu essen und waren dann ganz überrascht, dass uns die Stadt doch sehr gut gefallen hat. Es hat sich mal wieder gezeigt, dass es sich doch lohnt, nicht immer auf den Reiseführer + andere Reisende zu hören und sich ein eigenes Bild davon zu machen. Wir haben dann spontan beschlossen, dass wir noch 2 Tage länger bleiben und von Puno aus eine Tagestour zu zwei Inseln im Titicacasee machen.
Am nächsten Tag ging es dann mit einem Boot auf den Titicacasee. Der Titicacasee liegt auf sage und schreibe 3808m Höhe und nimmt eine Fläche von 8400 km² ein. Er gilt als größter Hochlandsee der Welt. Somit ist es auch ziemlich kalt und zugig auf dem See. Wir haben auch gleich bemerkt, dass wir für Peru / Bolivien kleidertechnisch noch nicht ausgestattet sind. Im Gegensatz zu Zentralamerika und Kolumbien ist es hier kalt. Wenn die Sonne scheint, kann man es gut aushalten, aber sobald sie weg ist, wird es richtig frisch. Alle unsere Mitreisenden auf dem Boot waren darum auch gut mit dicken Daunenjacken und Mützen / Handschuhen ausgestattet. Tobi und ich leider noch nicht und wir hatten nur unsere Fleeceepullis und dünne Allwetter-Jacken. Somit mussten wir auf dem Bootdeck etwas frieren:-) Wenn wir in La Paz ankommen, müssen wir erst mal shoppen gehen und uns mit Winterkleidung eindecken. Das erste Ziel der Tour waren die einzigartigen schwimmenden Schilfinseln „Isla Uros“. Es gibt insgesamt etwa 50 Schilfinseln und die Inselbewohner leben inzwischen nur noch vom Tourismus. Die Inseln werden gebaut, indem immer wieder neue Schichten des schwimmenden „totora-Schilfs“ aufeinandergelegt werden. Heute leben noch einige Hundert Menschen auf den Inseln. Das Leben der Uro ist mit dem Schilf regelrecht verwoben. Das Material wird benutzt, um Häuser und Boote zu bauen, außerdem für kunsthandwerkliche Arbeiten. Deshalb ist der Boden auf den Inseln auch immer weich und federn. Wir hatten dann eine Führung auf einer der Schilfinseln und konnten später noch mit einem „Schilfboot“ die Insel umrunden.
Unser nächstes Ziel war dann die Insel „Isla Taquile“. Diese 7 km² große Insel ist seit vielen tausend Jahren bewohnt. Die „quechua“ sprechenden Inselbewohner haben ihren Lebensstil weitgehend unberührt von den Modernisierungen an Land beibehalten. Nach einer kleinen 30 min. Wanderung bergauf hatten wir einen tollen Blick über den Titicacassee. Mehrere Hügel haben Präinka Terrassen und kleine Ruinen, die sich schön vor dem Hintergrund der schneebedeckten bolivianischen Cordillera Real abzeichnen. Wir hatten wieder strahlend blauen Himmel und Sonnenschein und der See lag beeindruckend vor uns. Und ich war so vom Himmel fasziniert, da er so extrem blau und klar war. Ich glaube, so habe ich ihn noch nie zuvor gesehen. Wir hatten mit dem Wetter total Glück und so einen gigantischen Ausblick auf den Titicacasee.
Nach unserer Inseltour sind wir dann noch am Abend in die Touristenstraße zum Essen. Tobi wollte heute unbedingt Meerschweinchen essen. Hier reiht sich ein Restaurant an das andere und alle bieten das Gleiche an. Hier konnte man sogar um das Essen handeln, da natürlich jeder wollte, dass man in sein Restaurant kommt. Wir haben dann beim besten Angebot zugeschlagen und noch 2 Pisco Sour (Nationalgetränk der Peruaner mit Schnaps, Sprite, Limette und geschlagenes Eiweiß oben drauf) gratis dazubekommen. Tobi hat sich dann „Cuy al horno“ (Meerschweinchen aus dem Ofen) bestellt. Und zum ersten Mal ist mir passiert, dass ich beim Anblick von Fleisch mein Essen nicht mehr essen konnte. Normalerweise bin ich da ja nicht so empfindlich, aber wie das Meerschweinchen so etwas flachgedrückt auf dem Teller lag und da noch der ganze Kopf mit Mund, Ohren, etc. dran war… Uuui, da hat es mir nicht mehr so geschmeckt und der Appetit ist mir vergangen. Tobi hat neben seiner Meersau dann auch noch meine Spaghettis und meinen Nachtisch gegessen. Ihm hat es geschmeckt:-).
Der nächste Tag war dann mal wieder WM Tag und wir haben das Spiel unserer Jungs gegen Algerien in einer kleinen Kneipe mit anderen Reisenden angeschaut. Danach haben wir und zwei deutsche Jungs den Sieg ausgiebig mit Pisco Sour und viel Bier gefeiert.
So schön auch Puno und der Titicacasee waren, freue ich mich jetzt riesig auf Bolivien.
Viele Grüße
Steffi & Tobi
Coooool!
Habe mir heute auch 3 Meerschweinchen gekauft 😉