Wir befinden uns in Copacabana, der größten Stadt Boliviens und Wallfahrtsort am Titicacasee. Dies war nicht unser ursprünglicher Plan. Eigentlich wollten wir von Coroico aus zuerst in die Salzwüste nach Uyuni fahren, dann über La Paz, Titicacasee nach Cusco in Peru. So war die geplante Reihenfolge, doch alles kam anders. Schon ein paar Tage vor Caros und Domis Ankunft in La Paz gab es bereits Gerüchte, dass in der Stadt Uyuni „Bloqueos“ sein sollen. Was waren nochmals gleich Bloqueos? Bloqueos sind Straßenblockaden und die bolivianische Form der Demonstration bzw. des Streiks. Wie funktionieren Bloqueos? Die Demonstranten, auch wenn es nur wenige sind, blockieren die Zufahrtsstraßen, in diesem Fall von Uyuni, mit riesigen Steinen und lassen keinerlei Fahrzeuge mehr passieren. Und keinerlei bedeutet wirklich keinerlei. Die Stadt wird quasi ausgehungert. Benzin und Lebensmittel werden knapp und niemand, der in irgendeiner Form auf der Straße fahren muss, kann in die Stadt oder die Stadt verlassen. Es geht sogar so weit, dass Fahrzeuge, die versuchen die Blockaden zu umfahren mit Molotow-Cocktails beworfen werden. Als Tobi von den Blockaden erfahren hatte, machte er sich Sorgen, dass wir nicht in die Salzwüste können. Aber ich habe ihn immer beruhigt, dass die Blockaden erfahrungsmäßig meist nicht lange andauern und somit keine Gefahr für unseren Trip in die Salzwüste besteht. Leider falsch gedacht, bzw. dieser Streik eine Ausnahme war. Da die Streiks andauern und noch kein Ende in Sicht ist, müssen wir unsere Pläne ändern. Für uns hieß das nun konkret: Es gibt keine Möglichkeit nach Uyuni zu kommen. Deshalb hatten wir bereits eine Nacht in Coroico angehängt und dann nach unzähligen Telefonaten mit unserem Reiseveranstalter Raul, einem Angestellten des Landscape Hostels in La Paz, beschlossen wir zuerst an den Titicacasee zu fahren und dort ein paar Tage zu verbringen. Mit der Hoffnung, dass der Konflikt bis dahin gelöst und die Blockaden aufgehoben werden.
Nun sind wir also in Copacabana, der Stadt am Titicacasee. Es ist nun abends um 22Uhr, Wochenende, es sind bolivianische Schulferien und wir sind in einem der Haupttouristenziele in Bolivien. Die Ausgangssituation bei der Suche nach einem Zimmer ist nicht gut. Nach mehreren ausgebuchten Hotels finden wir eines, das noch zwei Zimmer frei hat. Jedoch wittert der Besitzer seine Chance, zusätzlichen Profit aus unserer Misere zu schlagen und verlangt etwa den doppelten Normalpreis für die beiden Zimmer. Wir sind nicht bereit diesen Preis zu bezahlen und verlassen das Foyer wieder. Wir besprechen uns vor dem Hotel, was wir bereit sind für die Zimmer zu bezahlen und Domi geht alleine hinein, legt 20 Bs (etwa 2€ mehr als der Normalpreis) auf den Tisch und wir bekommen den Zuschlag! Bargeld lacht eben! Und wir haben auch wirklich was für unser Geld bekommen, beide Zimmer waren mit mind. 8 Betten ausgestattet:-) War natürlich nicht so gemütlich und für die zweite Nacht haben wir nur noch ein Zimmer genommen, es gab ja genügend Betten:-) Tobi und Domi suchen danach noch nach etwas Essbarem, Caro und ich ziehen das Bett dem Essen vor. Es war mal wieder ein langer Reisetag.
Am nächsten Tag besuchen wir gleich die größte Insel des Titicacasees, die Isla del Sol (Sonneninsel). An dieser Stelle viele Grüße an Isi und Fetz. Wir haben die Insel von euch gegrüßt:-) Wir fahren also mit einem völlig überladenen Boot an das Nordende der Insel. Und Tobi bekommt auch gleich einen Job: Er darf regelmäßig mit einem Tuch die beschlagenen Scheiben abwischen. Leider war das ein unbezahlter Job:-) Von dort haben wir 4 Stunden Zeit, vom Norden in den Süden der Insel zu wandern. Am Südende werden wir dann wieder vom Boot abgeholt. Anfangs war das Wetter noch nicht auf unserer Seite und es schüttete wie aus Eimern. Für 5 Bs (50ct.) kauften wir gleich noch am Bootssteg bolivianischen Kindern Regencapes ab. Diese machten heute wahrscheinlich ihr Geschäft des Lebens. Es war bisschen Schade, dass sich die Isla del Sol und der Titicacasee nicht von ihren besten Seiten gezeigt haben, denn ich habe Caro schon so von der Insel und dem See vorgeschwärmt. Aber nach und nach wurde das Wetter etwas besser und der Regen ließ nach. Wir hatten einen super Tag auf der Insel und fuhren abends wieder zurück ans Festland nach Copacabana.
Wieder zurück auf dem Festland und wieder mit dem World Wide Web verbunden, flatterten allerdings schon wieder die nächsten schlechten Nachrichten von Raul ins Haus. Uyuni sei immer noch gesperrt.Es gibt nun nur noch eine Möglichkeit eine Tour durch die Salzwüsten zu machen: Eine Tour von der Stadt Tupiza aus. Tupiza liegt nahe der argentinischen Grenze und ist nur durch eine mind. 16-stündige Busfahrt zu erreichen. Und Raul konnte uns noch nicht einmal garantieren, dass wir nach diesen Strapazen überhaupt Plätze in einem Jeep der Touranbieter bekommen. Denn jeder Bolivientourist, der die Salzwüste sehen möchte, muss nach Tupiza ausweichen! Also beschließen wir, am nächsten Morgen wieder zurück nach La Paz zu fahren. Leider ist der Titicacasee jetzt etwas zu kurz gekommen, aber wir wollen halt unbedingt in die Salzwüste.
Grüße von der verregneten Sonneninsel
Steffi und Tobi
Coooool!!!!