No pain, no gain oder je größer die Mühe desto schöner das Ziel. Laut diesem Motto muss Bahía Solano bzw. das Örtchen El Valle am Pazifik Kolumbiens einer der schönsten Plätze der Welt sein. Denn der Aufwand dort hin zu kommen, ist doch ziemlich groß. Es gibt zwei Möglichkeiten nach Bahía Solano zu kommen, entweder zu Wasser oder per Flugzeug. Straßen gibt es nicht. Um per Schiff anzureisen, muss man zuerst in die Stadt Buenaventura ganz im Süden der Pazifikküste fahren und von dort aus mit einem Frachtschiff nach Bahía Solano. Ist nicht gerade billig und bedeutet 24h Stunden auf einem Frachtschiff umher zu schippern. Blöderweise ist das Schiff, das für diesen Trip empfohlen wird, um Weihnachten 2013 abgebrannt. Die zweite Möglichkeit ist zu fliegen. Das ist normalerweise kein Problem. Doch in der Zeit, in der wir hier her wollten, wurde gerade -und wird wahrscheinlich noch lange- die Landebahn des Flughafens renoviert. Das heißt, auch hier gibt es ein Problem, da es keine Flüge mit Linienmaschinen gibt. Nur eine Charter-Gesellschaft bedient den Flughafen noch. Und diese Flüge sind teuer (540000COP etwa 220€ Hin- und Rückflug). Nach langem Überlegen, ob wir es trotzdem machen wollen oder uns der Preis zu hoch ist, haben wir uns entschieden, dass es uns das wert ist, auch wenn es unser Budget eigentlich nicht erlaubt. Aber wie gesagt: „No pain. No gain!“
Wir kommen also zum Flughafen in Medellín und stellen fest, dass niemand außer uns nach Bahía Solano möchte. Wir haben also nach der First-Class Reise von Panama nach Cartagena nun also sogar ein privates Flugzeug. Zwei Piloten und wir beide! „Muy Chevre“ würden die Kolumbianer dazu sagen.
In Bahía Solano angekommen, waren wir erst einmal enttäuscht. Es regnete und es war kalt. Und am zweiten Tag dasselbe Spiel. Aber die Gegend gehört auch zu den regenreichsten der Welt. Und das hatten wir gewusst. Und normalerweise ist es hier auch so; 3 Tage Regen; 3 Tage Sonne. Also hieß es abwarten und auf gutes Wetter hoffen. So war es dann auch. Ab dem dritten Tag bis zu unserer Abreise hatten wir tagsüber immer Sonne. Und das ist außergewöhnlich hier. Außerdem begann am zweiten Tag unseres Aufenthalts hier die WM. Also gab es auch bei Regen etwas zu tun. Außergewöhnlich war auch das Hostel „The Humpback Turtle“ in dem wir unterkamen. An einem Strand außerhalb von El Valle gelegen und auch nur bei Ebbe in einem Tuk Tuk (Mototaxi) zu erreichen, kann bzw. muss man sich hier nur mit sich selbst beschäftigen. Das Hostel steht quasi im Urwald und vorne ist der Strand und das Meer. Es besteht aus zwei auf Stelzen gebauten Hütten. Die Eine ist Aufenthaltsraum und Restaurant und die Andere Wohnfläche.Und da wir außer einem Schweizer Paar, das in Hängematten schlief, die einzigen Gäste waren, bekamen wir das beste Zimmer mit Balkon zum Meer. Auch das Personal Bajio, Serjio, und Sabrina, die alle auch im Hostel wohnten, waren total liebenswert, entspannt, hilfsbereit und freundlich und wir hatten eine super Zeit mit ihnen.
Am dritten Tag, als wir dann endlich Sonne hatten, kam die tatsächliche Schönheit der Region zum Vorschein. Hier stürzt sich der Urwald wirklich ins Meer. Felsige, schwarze Urwaldstrände, die einfach nur als atemberaubend zu bezeichnen sind. Und alle Strände, Dorf, Flüsse und Wälder sind noch völlig ungeschönt für die Touristen. Hotels gibt es kaum und das Dorf lebt einfach so vor sich hin, wie es das immer getan hat. Hier sieht man dann z.b. eine Gruppe von älteren Herren, die draußen vor dem Haus Domino spielen, die Wäsche wird von Hand vor dem Haus gewaschen, auf dem Fluß wird gefischt, die Kinder spielen auf der Straße, etc. Und wenn man an diesem Leben teilhaben möchte, ist man herzlich dazu eingeladen. Zudem waren kaum Touristen in El Valle. Wir waren quasi die einzigen Touristen im Dorf und schon nach drei Tagen und nachdem wir in einer lokalen Bar Fußball geschaut hatten, waren wir im ganzen Dorf bekannt, wurden überall gegrüßt und mussten auf unserem Weg zum Hostel mehrmals anhalten um kurz zu schnacken. Alles in allem war die gesamte Kulisse so unverfälscht, wie ich Tobi es bisher noch nie gesehen hatte. Und ich bin froh, hierher gefahren zu sein, solange das noch so ist.
Am vierten Tag haben wir uns dann aus unserem WM-Chill-Modus aufgerafft und mit einem lokalen Jäger – wirkliche Tourveranstalter gibt es hier ja nicht- eine Kanutour auf einem Fluss in den Dschungel hinein zu machen. Auch hier war nach wenigen Minuten kein Haus und kein Mensch mehr zu sehen. Und man fühlt sich, als ob man die Natur völlig für sich allein hat. Und das auf einem Einbaum, der wie eine Gondel aussieht. Hatte etwas!
Nach einem weiteren Tag mit WM, chillen und lesen wollten wir am 6. und letzten Tag im vergessenen Paradies noch das Surfen ausprobieren. Den von uns gewünschten Surfkurs machte ein Einheimischer, der uns nach einer etwa einminütigen Einführung stundenlang versuchte in die Wellen zu schubsen. Allerdings haben wir es während des Kurses nie geschafft, auf dem Brett aufzustehen. Ich Tobi habe es dann schließlich nachmittags – der Kurs war morgens – nochmals versucht, aber weiterhin mit unzureichendem Erfolg. Das muss an anderer Stelle wiederholt werden:-) Aber immerhin hat es total Spaß gemacht. Und nach Tauchen und Paragliden können wir jetzt auch das Surfen auf der To-Do-Liste abhaken! Nur einen wahnsinnig Muskelkater haben wir davongetragen.
Alles in allem haben wir das vergessene Paradies gefunden und hatten es sogar beinahe für uns allein. Nur die Wale, die hier in der Zeit von Juni bis August Urlaub machen, haben wir leider nicht entdeckt. Dafür sind wir jetzt total entspannt und haben viele tolle Eindrücke mit im Gepäck und werden nun als nächstes das Abenteuer Amazonas angehen. Wir freuen uns schon!
Grüße aus dem vergessenen Paradies
Steffi & Tobi
Coooool!!!!!
So wünscht man sich eigentlich seinen Urlaubsort.
Mit Longboards ist es leichter zu erlernen…
Das haben wir auch zum Surflehrer gesagt…
Er wußte es besser:-)