Amazons – schon allein der Name beschwört Bilder von unberührter Natur und faszinierender Wildnis herauf. Und genau da wollen wir hin. Genau das wollen wir sehen! Wir setzen uns also erneut in ein Flugzeug und fliegen von Medellín mitten hinein in den Amazonas; nach Leticia, ins 3-Länder-Eck Kolumbien, Brasilien (Tabatinga) und Peru (Isla de la Rosa). Letica, Tabatinga und Isla de la Rosa sind quasi eine Stadt und vom Rest von Kolumbien nur per Flugzeug (etwa 2 Std. Flug von Bogotá) zu erreichen. Trotz dieser Abgeschiedenheit ist die Region ein sehr beliebtes Touristenziel der Kolumbianer. Ausländische Touris, wie uns, gibt es auch hier quasi keine. Wir waren somit auch im Flugzeug die einzigen „Touristen“ und im Flugzeug herrschte eine Urlaubsstimmung, die uns auch total angesteckt hat. Und heute hatte auch noch Kolumbien sein zweites Spiel bei der WM. Das Flugzeug leuchtete also in der Farben gelb, da fast alle eine Trikot anhatten. Und bevor das Flugzeug bei der Landung zum Stillstand kam, standen alle Kolumbianer schon im Gang, da sie den Anpfiff nicht verpassen wollten. So schnell war ein Flugzeug noch nie nach einer Landung leergeräumt. Die Kolumbianer sind total fußballverrückt und lieben ihre Nationalmannschaft. Ihr Held ist James Rodríguez. Überall werden die kolumbianischen Spiele übertragen, sogar die Apotheken oder Bäckereien hatten einen Fernseher mit Live-Übertragung. Und nach dem Sieg wurde in Leticia kräftig gefeiert und es gab einen Autokorso, an dem die gesamte Stadt teilnahm. Und wir waren mitten drin. Gearbeitet wurde an diesem Tag nicht mehr:-)
Leticia selbst ist Ausgangspunkt für Ein- oder Mehrtagestouren tief oder auch weniger tief in den Dschungel hinein. Wir haben lange diskutiert, ob wir eine Ein- oder Mehrtagestour machen und haben uns schließlich für die Eintagestour entschieden, da alles andere mit dem 2. Auftritt unserer Nationalmannschaft bei der Fussball-WM kollidiert wäre. Jetzt dürft ihr raten, wer für die Eintages- und wer für die Mehrtagestour war:-)
Die Tour war dann sehr touristisch, hat uns aber trotzdem sehr gut gefallen. Es ist auch mal schön, einfach nur in ein Boot zu sitzen und sich durch die Gegend kutschieren zu lassen, ohne selbst planen zu müssen. Es ging dann mit einigen Stopps am Ufer etwa 80km den Amazonas hinauf. Schon vor unserem ersten Stopp haben wir im Amazonas graue Fluss-Delfine entdeckt und diese eine Weile beobachtet. Wir beide und alle kleinen Kinder waren schon zu diesem Zeitpunkt mir der Tour zufrieden:-) Der erste Stopp war dann die Monkey-Island (Isla de los micos), auf der etwa 1500 Totenkopfäffchen (Pippi Langstrumpf Äffchen) leben, die sehr verspielt sind und durch Bananen angelockt werden. Tobi, als alter Wihelma-Fan, hat sich hier gleich wohl gefühlt.
Bei zweiten Stopp haben sie uns in einem Dorf der indigenen Bevölkerung abgesetzt. Neben einer Dorfführung gab es dann noch einen traditionellen Tanz der Ureinwohner. Die Tänzer waren so was von unmotiviert, so was habe ich noch nie gesehen. Und 2 von 4 Tänzern kamen sogar zu spät zum Tanz Also für uns ein unnützer Stopp. Das einzige Interessante war, dass alle Kolumbianer total scharf auf die Artesania – Produkte (Handarbeit) waren, die dort von den Einheimischen verkauft wurden. Der absolute Touri-Ramsch. Aber jeder wirklich jeder hat ein Holzmaske oder ähnliches erworben. Der nächste Stopp war in einem See ein paar Minuten Fluss aufwärts. Hier haben wir neben den bereits zuvor gesichteten grauen Delfinen auch noch die rosa Flussdelfine gesehen.
Der letzter Stopp der Tour war bereits wieder auf dem Rückweg auf der peruanischen Seite des Amazonas. Puerto Alegría war eine Art Streichelzoo mit Amazonastieren. Es gab Schildkröten, Krokodile, Anakondas, Faultiere, Aras und einiges mehr. Steffi hatte das Vergnügen mit der Anakonda und ich habe das Krokodil und die Anakonda gehalten. Als ich die Anakonda um den Hals hatte, sagte dann der Besitzer zu mir: „Einen Moment bitte. Nicht bewegen. Bin gleich wieder zurück!“ Und weg war er. Ich war relativ verdutzt. Und als die Schlange dann nach einiger Zeit die Lust verlor, wurde die Schlange und auch ich langsam etwas unruhig. Der Besitzer fand es glaube ich aber lustig.
Am Tag nach der Dschungeltour war dann das Spiel Ghana – Deutschland. Da wir so nahe an Brasilien waren, wollten wir dieses Spiel natürlich auch in Brasilien schauen. Also sind wir zu Fuß über die Grenze nach Brasilien. Leider sah die brasilianische Grenzstadt etwas trostlos aus. Wir haben dann ganz schnell etwas gegessen und 2 Caipis getrunken und sind dann wieder zurück nach Kolumbien. Dort haben wir dann in einem Café mit lauter rüstigen kolumbianischen Rentnern das Spiel angeschaut. Erst später haben wir bemerkt, dass das Café ein Wettbüro war:-)
Jetzt heißt es dann Abschied von Kolumbien nehmen. Uns fällt es nicht leicht, nach fast 2 Monaten das Land zu verlassen. Wir haben uns hier total wohl gefühlt, haben viele netten Menschen kennengelernt und uns ein bisschen in das Land verliebt. Wir hatten hier eine tolle Zeit.
Unsere Reise geht weiter in Richtung Peru und Bolivien. Da unser nächstes Ziel, die Stadt Iquitos auf der peruanischen Seite des Amazonas, nur mit einem Boot oder seit neustem auch mit einem kleinen Flieger zu erreichen ist, entscheiden wir uns für die schnellere Variante und steigen nach einer Stunde Flug in Iquitos aus. Was wir nicht erwartet haben, hier wimmelt es nur so von ausländischen Touristen. So viele Touristen an einem Platz / Stadt haben wir bis jetzt noch nicht auf unserer Reise gesehen. Und auf dem „Plaza de Armas“ (Hauptplatz) wird man von allen Seiten von Tourveranstalter angesprochen, die dir eine Tour in den Amazonas verkaufen möchten oder einfach nur einen Flyer in die Hand drücken. Eigentlich wollten wir hier eine 2-3 Tagestour durch den Amazonas machen. Aber seit wir hier angekommen sind, ist uns beiden etwas die Lust am Dschungel vergangen. So entscheiden wir ganz spontan, dass wir direkt nach Arequipa, Süden von Peru, weiterfliegen und haben am Nachmittag noch schnell einen Flug für den nächsten Tag gebucht. So schnell ändern sich bei uns manchmal die Pläne:-)
Viele Grüße aus dem Amazonas
Steffi & Tobi